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Fundoplikatio bei Reflux? Was sind die Alternativen?

Viele Ärzte operieren beim Zwerchfellbruch nur die klassische Fundoplikatio nach der Nissen-Methode. Was sind Vorteile und Risiken dieser Methode und gibt es sinnvolle Alternativen? Informieren Sie sich auch hier, wie neue Netztechnologie einen Zwerchfellbruch heilen kann, ohne Organe miteinander zu verschnüren.

Die Fundoplikatio (Nissen, Toupet, Bicorn)

Die Fundoplikatio ist die älteste und bis heute noch am häufigsten durchgeführte operative Behandlungsmethode gegen Reflux. Dieses Verfahren wurde im 20. Jahrhundert entwickelt und basiert auf dem Prinzip, den Verschlussmechanismus der Speiseröhre zu stärken, wenn dieser an Funktionalität verliert. Das zentrale Konzept: "Wenn der Verschlussmuskel nachgibt, muss man ihn enger machen."

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Verfahren der Fundoplikatio

Bei der Fundoplikatio wird der obere Abschnitt des Magens, der sogenannte Fundus, aus seiner natürlichen Verankerung an Milz und Zwerchfell gelöst. Anschließend wird dieser Fundus zu einer Falte (lateinisch: plica) geformt und um die Speiseröhre gelegt. Diese sogenannte "Fundus-Faltung" bildet eine Manschette, die als künstlicher Verschlussmechanismus dient.

Variationen der Fundoplikatio

Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche Varianten der Fundoplikatio entwickelt, die sich in der Technik und dem Grad der Umwicklung unterscheiden:

  1. Hintere Fundoplikatio:

    • Hier wird der abgetrennte Fundus hinter der Speiseröhre durchgeführt.

    • Er kann entweder vollständig (360° nach Nissen) oder teilweise (270° nach Toupet) um die Speiseröhre gelegt und anschließend an Zwerchfell und Speiseröhre fixiert werden.

  2. Vordere Fundoplikatio:

    • Bei dieser Methode wird der Fundus vor der Speiseröhre platziert. Technisch ist dies einfacher und schneller durchzuführen, führt jedoch oft zu schlechteren Ergebnissen

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Es gibt mittlerweile zahlreiche Variationen der Fundoplikatio, je nach Operateur. ​Alle diese Operationen bezeichnet man also aufgrund der großen Vielfalt grundsätzlich mit Eigennamen z.B. nach der Art der Schnür- oder Wickeltechnik oder Vernähung: Operation nach Nissen, Rosetti, Toupet, Hill, Thal, Belsey, Dor, etc.

So ist das Bicorn-Verfahren z.B. eine "kleine Fundoplikatio". 

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Bewertung der Fundoplikatio

Die Fundoplikatio ist die bekannteste Anti-Reflux-Operation, doch sie bringt auch Herausforderungen mit sich. Trotz der Vielzahl an Variationen bleibt das Prinzip gleich: die mechanische Einengung der Speiseröhre durch eine Magenmanschette. Diese Methode verändert die natürliche Anatomie des Verdauungstrakts und kann in manchen Fällen zu Komplikationen wie Schluckstörungen, Gas-Bloat-Syndrom oder einem Rückfall des Refluxes führen.

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Zu den zentralen Problemen jeder Umwicklungsoperation gehört die erhebliche Einschränkung beim Aufstoßen. Viele Patienten berichten, dass sich Luft im Magen ansammelt, die nicht entweichen kann, was zu unangenehmem Völlegefühl und einem aufgeblähten Bauch führt. Ebenso ist das Erbrechen bei den meisten Patienten stark erschwert oder sogar unmöglich. Für viele Betroffene gehört dies zu den belastendsten Erfahrungen nach der Operation.

Leider zeigen Langzeitstudien, dass ein signifikanter Anteil der Patienten nach einer Fundoplikatio erneut auf Protonenpumpenhemmer (PPI) angewiesen ist, um die Symptome zu kontrollieren. Diese Einschränkungen und die langfristig enttäuschenden Ergebnisse führen dazu, dass viele behandelnde Ärzte trotz des hohen Leidensdrucks ihrer Patienten von einer Umwicklungsoperation abraten und stattdessen die medikamentöse Therapie fortführen.

Das Linx Verfahren

Beim Linx-Verfahren wird anstatt des Magens (siehe Fundoplikatio) nun eine metallische Magnetkette oder ein Magnetring um die Speiseröhre gewickelt. Sobald die Magneten zusammenklicken, wird das Organ zugedrückt. Beim Essen und Trinken muss man gegen die Magnete "anschlucken", damit sich der Magnetring löst. Der Zwerchfellbruch wird durch eine einfache Naht verschlossen. Es gilt zu beachten, dass das Magnetfeld bei der MRT-Untersuchungen die Linx-Kette verschieben und zur Gefährdung führen kann. Ggf. muss die Magnetkette daher vor einer MRT-Untersuchung operativ entfernt werden.​

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Bewertung des Linx Verfahrens

Mögliche Komplikationen sind Verwachsungen, Schäden an der Speiseröhre und ein Hochrutschen des Bands in den Brustraum, was schwerwiegende Folgen haben kann. Die Entfernung des Bands gestaltet sich oft schwierig.

Dieses Verfahren eignet sich nur für sehr spezifische Fälle und erfordert eine sorgfältige Abwägung der Risiken.

Das Linx-Verfahren ist meist nur bei kleinen Zwerchfellbrüchen geeignet.​

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Die Löhde-Operation

Bei der Löhde-Operation werden die betroffenen Organe in ihre anatomisch korrekte Position zurückgeführt. Ein patentiertes, dreidimensionales Netz wird präzise in die Feinmuskulatur des Zwerchfells integriert. Dieses speziell entwickelte Netz wird direkt in die Bruchstelle eingesetzt und sorgt für eine stabile Verbindung der Zwerchfellschenkel. Es verstärkt das Zwerchfellgewebe und gewährleistet eine optimale Kräfteverteilung entlang der Bewegungsachsen, wodurch eine dauerhafte Stabilisierung erreicht wird. Seit 2019 wird die Operation von der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland übernommen. Die Löhde-Operation wird aktuell nur von zwei Chirurgen in Deutschland operiert, was zu langen Wartenzeiten für einen OP-Termin führt.

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Bewertung der Löhde-Operation

Die Löhde-OP beim Zwerchfellbruch ist ein innovatives und vielversprechendes Verfahren, das besonders durch seine präzise Technik und die langjährige Spezialisierung der Operateure hervorsticht. Studienergebnisse (n=1.351) zeigen eine sehr hohe Erfolgsquote. Die Verwendung des patentierten 3D-Delta-Netzes stellt eine fortschrittliche Lösung dar, die den natürlichen Gewebeaufbau unterstützt und langfristige Stabilität gewährleistet. Dennoch sollten Patienten die Einschränkungen – wie die begrenzte Verfügbarkeit von OP-Terminen und fehlende Langzeitstudien – sorgfältig abwägen. Für geeignete Kandidaten bietet dieses Verfahren jedoch eine exzellente Option zur dauerhaften Behandlung von Zwerchfellbrüchen.

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Internetseite des Operateurs: https://www.reflux-loehde.de/

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Sonstige Verfahren: Verengung der Speiseröhre

Es wurden verschiedene endoskopische Ansätze erprobt, um die Speiseröhre gezielt zu verengen. Dazu gehörten Verfahren wie das Enteryx-Verfahren und das Stretta-Verfahren, bei denen gewebsschädigende Substanzen oder sogar radioaktive Elemente tief in die Wand der Speiseröhre injiziert wurden. Diese Methoden zielten darauf ab, durch die Zerstörung des empfindlichen Speiseröhrengewebes narbige Verengungen zu erzeugen, die die Symptome von Reflux lindern sollten. Dabei entstanden jedoch häufig schwerwiegende Schäden, einschließlich sanduhrförmiger Verengungen, die langfristig mehr Probleme verursachten als lösten.

Zusätzlich wurde versucht, endoskopisch eine verengende Falte in die Speiseröhre zu nähen, ein Verfahren, das jedoch technisch äußerst aufwendig war und ebenso enttäuschende Ergebnisse lieferte.

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Bewertung

Die meisten dieser Methoden wurden aufgrund unzureichender Ergebnisse und schwerer Komplikationen wie Narbenbildung und Funktionsverlust der Speiseröhre glücklicherweise eingestellt. Dennoch gibt es Berichte von Patienten, die von der Anwendung solcher riskanten Verfahren in der Praxis erzählen.​

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©2022 Privatdozent Dr. med. Eckhard Löhde

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